FERDINAND VOGEL
ART NOVUM - Gruppenausstellung
21. Januar - 11. März 2016 IHK Köln
Text: Denise Steger - M.A., Dr. phil., freie Künstlerin, Kuratorin, Publizistin
Ferdinand Vogel hat, anders als seine beiden Kollegen, über Jahre hinweg Erfahrung mit traditionellen Kunstrichtungen gemacht. Sie bestimmen die Grundlage seiner digitalen Arbeit, die er als „Fortsetzung seiner eigenen Malerei“ versteht. Seine „Tafelbilder“ entstehen aus Zeichnungen und Skizzen; formale Gerüste und Farbkompositionen werden erdacht, um zum Schluss in einer am Computer entwickelten, alle Elemente auf unterschiedlichen Ebenen verbindenden Komposition vollendet zu werden. Die Ergebnisse weisen in sich eine Konstante und Beständigkeit auf, sind aber variabel: Aus dem Nukleus der Zeichenprogramme können Motive immer wieder paraphrasiert, Ausschnitte gewählt, Farben geändert, Flächen neu zusammengefügt werden. Die erzeugten Bilder setzen so ein vergleichendes Sehen beim Betrachter in Gang, sensibilisieren für die Nuancen des Wandels, lassen Bildräume zur beweglichen Bühne werden.
Aus seiner Serie „colors“ aus dem Jahr 2012 zeigt Ferdinand Vogel „no 4“, ein Werk von starker Farbigkeit, in dem ein tiefes Blau dominiert, durchdrungen von der Lichtfarbe Gelb und punktuellem Rot. Gebrochene geometrischen Formelemente, Fetzen, hastiger „Pinselstrich“ verdichten sich zu einem Konglomerat aufwühlender Expressivität, deren Sog den Blick des Betrachters durch verschiedene transparente Schichten hindurch tief ins Bildinnere zieht.
Aus der Serie „Stripes & Things“ aus dem Jahr 2014 tritt das Bild mit dem Titel „Rembrandt“ in den Fokus: Das traditionelle Porträt eines jungen Mannes taucht aus dem Dunkel des Hintergrunds auf, wird jedoch überlagert von vertikalen Streifen unterschiedlicher Breite in Nuancen von Blau, Gelb und Grün; ein „digitaler Vorhang“ legt sich über den Vordergrund, der die Person entrückt, ihr sozusagen ein Geheimnis verleiht, und unergründlich bleibt im Spannungsfeld von traditioneller Malerei und digitaler Kunst.
Auch in seiner 2015 entstandenen Serie „fresko“ spielt das Antlitz von Menschen eine thematische Rolle. Der Titel weist auf eine sehr alte Technik der Malerei hin. Eine Technik, in der Farbe und Bildträger unauflöslich miteinander verschmelzen, wie es in der digitalen Produktion ebenso der Fall ist. 5 kleinformatige Werke hat der Künstler für die Ausstellung ausgesucht. Stärker als in dem Bild „Rembrandt“ werden die Porträts bearbeitet, aus ihnen heraus entfalten sich splitternde, transparent überlagernde Formen, die bis zur Entfremdung, ja Auflösung der Person führen. Ferdinand Vogels Werke berühren, wecken Emotionen und führen über den digitalen Weg zu zutiefst Menschlichem zurück.
Text: Martina Schleppinghof / Galerie Display Köln zur Ausstellung
Ferdinand Vogel - FACES & VISIONS 2015
Als Ausdruck des Gefühles der Entfremdung und Angst treffen wir in der Malerei des Nachkriegseuropas, hier vor allem in der Malerei Francis Bacons bereits auf das Phänomen der Fragmentierung des Körpers.
Dieses Phänomen der Fragmentierung von Gesichtern ist eines der vorherrschenden Motive in den Exponaten Ferdinand Vogels. Inspiriert durch die Filme Claude Chabrols finden seine Arbeiten ihren Ausgangspunkt in den Gesichtern der Filme des Nouvelle Vague, die durch ihren schwarz weiß Kontrast dominieren.
Licht spielt aufgrund der Entwicklung kleinerer lichtempfindlichen Handkameras, neben Individualität und Persönlichkeit der Figuren eine große Rolle in den Filmen der 50er und 60er Jahre.
Diese Portraits überträgt Ferdinand Vogel ausgehend von analog gezeichneten Skizzen in Zeichenprogramme.
So entwickelt er aus den vorab skizzierten Formen und Farbgerüsten, mittels computergestützter Malerei, digital
abstrakte Bilder, die auf vielen Ebenen Transparenz und Farbtiefen erzeugen, die mit analogen Maltechniken nicht möglich wären.
Diese Techniken ermöglichen dem Künstler, dass sich in einem ständigen Wechselspiel von Zeichenprogramm, Zufall und Kontrolle, das Unterbewusste in höchster Bewusstheit entwickelt, verändert und neu kombiniert wird.
So wird ein zunächst realistisches Bild, hier ein Portrait, durch digitale Mittel manipuliert, teilweise zerstörend fragmentiert, um es schlussendlich umfassender und komplexer werden zu lassen. Torso hafte Bruchstücke, die
aus der imaginären Einheit eines Gesichtes herausfallen, wirken auf den Betrachter irritierend.
Die kühle Rationalität der Konturen lässt das Augenmerk des Betrachters wandern zwischen solchen Bildteilen, in denen sich alles zerstört und verliert und solchen, in denen das Auge wieder Licht und Bekanntes erkennen kann.
Das Sehen spannt sich von den Zentren um Auge,Nase und Mund zu den geometrischen Konstrukten des Kopfes, die sich auch mal in einer schwarzen Leere verlieren.
Dieses amorph Abgründige, in Szene gesetzt gegenüber kalkuliert konstruierter plastischer Schönheit, trifft den Nerv des empfindsamen Betrachters.
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